Drei Fragen an Mariusz Dechnig

Vom 10. bis 15. September 2024 finden in Lyon, Frankreich, die WorldSkills 2024 statt. Für das deutsche Fahrzeuglackierer-Handwerk tritt der 20-jährige Jason Scherer an, trainiert wird er von Mariusz Dechnig, Trainer der Fahrzeuglackierer Nationalmannschaft.

Für viele Kollegen stellt sich die Frage, wie qualifiziert man sich für das „Nationalteam“? Welche Voraussetzungen sind gefordert?
Die Qualifikation für das Fahrzeuglackierer Nationalteam findet im Rahmen der Deutschen Meisterschaft statt. Bei dem nationalen Wettbewerb treten bis zu 16 junge Fahrzeuglackiererinnen und -lackierer an. Alle haben eine exzellente Gesellenprüfung absolviert und sich in ihrem jeweiligen Bundesland gegen die Konkurrenz durchgesetzt. Wir können somit bei der Deutschen Meisterschaft auf einen Talentpool an hochmotivierten jungen Menschen zugreifen und dort unsere Mitglieder für das Nationalteam scouten. Um in den Kader aufgenommen werden zu können, müssen aber auch noch ein paar Vorgaben erfüllt werden. Da bei den internationalen Wettbewerben, wie den WorldSkills und EuroSkills, strenge Altersvorgaben herrschen, dürfen die Kandidaten nicht älter als 22 bzw. 25 Jahre alt sein. Außerdem müssen die Nachwuchstalente natürlich auch eine persönliche Bereitschaft für eine Teilnahme sowie persönliche Qualitäten, wie Durchhaltevermögen, Ehrgeiz und Einsatzwille, mitbringen. Das alles fließt dann in die Bewertung mit ein und entscheidet, wer sich für den Kader des Nationalteams qualifiziert.

Wie unterstützen Sie als Trainer in der Vorbereitungsphase zu den Wettkämpfen bzw. wie sieht das Training aus?
Unsere Vorbereitung auf die großen internationalen Wettbewerbe, wie zum Beispiel die WorldSkills in Lyon im September, ist sehr vielfältig aufgebaut. Ganz wichtig sind die Team-Trainings im Berufsbildungs- und Technologiezentrum Weiterstadt (BTZ). Wir können dort unter idealen Bedingungen alle Wettbewerbsaufgaben üben, da das BTZ von den WorldSkills als Bundesleistungszentrum zertifiziert ist. Bei den Trainings liegt mein Augenmerk als Nationaltrainer natürlich stark auf der technischen Ausführung in Verbindung mit Schnelligkeit und Präzision. Ebenso wichtig sind aber auch Soft Skills, wie Zeitmanagement und Resilienz. Ein essenzieller Bestandteil unserer Vorbereitung sind deshalb internationale Freundschaftswettbewerbe. Unser Teilnehmer lernt dabei, sich immer wieder auf neue Situationen und Gegebenheiten einzustellen und die hohe mentale Belastung auszuhalten. Das ist später bei den WorldSkills ein entscheidender Erfolgsfaktor. Wir haben deshalb in diesem Jahr an insgesamt fünf Freundschaftswettkämpfen teilgenommen, unter anderem in Abu Dhabi, Shanghai und Toronto. Das Trainingsprogramm komplettieren dann noch Online- und Präsenz-Schulungen zur Materialkunde und natürlich die eigenen Übungseinheiten im heimischen Betrieb. Die Vorbereitungszeit auf die internationalen Wettkämpfe ist damit für meinen Teilnehmer und mich sehr intensiv. Wenn man aber ganz oben mitspielen möchte, führt kein Weg daran vorbei.

Sind Sie auch bei den Wettbewerben mit vor Ort und wie sehen Sie Ihre Aufgabe dort aus?
Ich bin natürlich bei allen Wettbewerben mit vor Ort, so auch bei den WorldSkills in Lyon. Eine meiner Hauptaufgaben ist es, unseren Teilnehmer Jason Scherer zu unterstützen. Vor dem Wettbewerb besprechen wir zusammen die Aufgaben, ich bin die ganze Zeit an seiner Seite, motiviere und bestärke ihn. Zeitweise muss ich auch als sein Anwalt auftreten und mich schützend vor ihn stellen. Zum Beispiel wenn er im Wettbewerb zu sehr von Zuschauern oder Pressevertretern gestört wird. Neben dem klassischen Trainerjob bin ich zeitgleich auch Schiedsrichter. Zusammen mit den Trainern aus den anderen Ländern bilden wir das Experten-Team, das die Leistungen der Wettbewerber in den einzelnen Disziplinen bewertet. Als Trainer wird es einem also bei den WorldSkills nicht langweilig.