Drei Fragen an: Christoph Lauterwasser, ehemaliger Leiter AZT

Mit Hilfe realitätsnaher Crash-Tests berechnen die Kfz-Versicherungen, wie teuer die Unfallreparaturen versicherter Autos werden. Das übt Druck auf die Hersteller aus, von dem im Idealfall die Käufer profitieren.

Quelle: Holger Holzer/SP-X Foto:Allianz

Die Kfz-Versicherung ist zuletzt massiv teurer geworden. Auch, weil die Kosten für Unfallreparaturen dank immer komplexerer Technik steigen. Institutionen wie das Allianz Zentrum für Technik (AZT) versuchen im Interesse der Versicherungsbranche und ihrer Kundschaft gegenzusteuern. Der gerade ausgeschiedene langjährige Leiter Christoph Lauterwasser erläutert, wie das funktioniert.

Für die Kfz-Versicherung ist die Typklassen-Einteilung ein Hebel, die Reparaturkosten bei Unfällen langfristig zu senken. Wie funktioniert das genau?
Die Typklasse hat einen enormen Einfluss auf die Prämie, die der Kunde bezahlt. Die Versicherungskosten können in der ungünstigsten Typklasse 20-mal so hoch sein wie in der niedrigsten – für Autokäufer geht es da um viel Geld. Und das heißt für die Fahrzeughersteller, dass sie sich bei neuen Fahrzeugmodellen anstrengen müssen, vernünftige Ergebnisse in den speziellen Crashtests zu erzielen, die wir gemeinsam mit internationalen Partnern entwickelt haben.

Wie gut gelingt das den Herstellern?
Ein Fahrzeug ist immer ein Kompromiss aus einer Vielzahl von Anforderungen wie den Vorgaben der Designer, Verbrauchs-, Kosten- und Gewichtszielen. Bei manchen Herstellern gelingt die Verwirklichung unterschiedlicher Ziele besser, bei anderen schlechter. Insbesondere Fahrzeughersteller, die als Importeure neu auf den Markt kommen und mit den Anforderungen der Typklasse noch nicht konfrontiert sind, haben diesbezüglich oftmals eine Lernkurve.

Wie stark lassen sich die Reparaturkosten denn drücken?
Ich glaube nicht, dass es jemals Null-Euro-Crashs geben wird. Wenn es zu einem Unfall kommt, dann wird es immer einen gewissen Schadenumfang geben. Aber der lässt sich mehr oder weniger verträglich gestalten. Ich glaube eher, dass man durch künftige Sicherheitssysteme noch mehr Unfälle verhindern kann.


Zur Person:
Dr. Christoph Lauterwasser nach dem AZT-Gründer Prof. Dr. Max Danner (Geschäftsführer des AZT von 1971 bis 1992) und seinem Nachfolger Prof. Dr. Dieter Anselm (Geschäftsführer des AZT von 1993 bis 2007) der erst dritte Geschäftsführer des AZT und leitete seit 2007 das Forschungszentrum der Allianz. Zum 01.01.24 übergab er offiziell den Staffelstab an seinen Nachfolger Dr. Christian Sahr, bleibt aber noch bis Ende April Teil des AZT-Teams.