Versicherungsversprechen vs. Realität

Die bereits herausfordernde finanzielle Situation der Betriebe wird zusätzlich verschärft durch kostenlose Werkstatt-Ersatzwagen, die Versicherungsunternehmen ihren Kunden versprechen. Denn die Kosten für deren Bereitstellung trägt in vollem Umfang der Werkstattbetrieb.

„Wir können uns nicht
einfach so auf eigene Kosten
eine Ersatzwagen-Flotte
auf den Hof stellen.“

Die aktuelle wirtschaftliche Lage sowie massiv steigende Kosten für Energie und Material setzt die Werkstattbetriebe in Deutschland unter Druck. Die bereits herausfordernde finanzielle Situation der Betriebe wird zusätzlich verschärft durch kostenlose Werkstatt-Ersatzwagen, die Versicherungsunternehmen ihren Kunden versprechen. Denn die Kosten für deren Bereitstellung trägt in vollem Umfang der Werkstattbetrieb. Die Werkstatt-Werte-Union e.V. (WWU) fordert ein Ende dieser unfairen Praxis.

„Es kann nicht sein, dass Versicherungsunternehmen ihren Kunden Serviceleistungen versprechen, aber diese nicht bezahlen.“, empört sich ein Werkstattbetreiber. „Die Kosten für die Bereitstellung von kostenlosen Ersatzwagen werden von der Versicherungsbranche komplett auf unsere Betriebe abgewälzt. Das ist absoluter Irrsinn und nicht hinnehmbar.“ Im Wettbewerb um Kfz-Policen sichern viele Versicherer ihren Kunden für die Zeit der Reparatur einen kostenfreien Werkstatt-Ersatzwagen zu. Damit wecken sie zum einen bei ihren Versicherungsnehmern künstlich einen Bedarf, der in dieser Form vorher häufig nicht bestand. Zum anderen bieten sie ihren Schadenlenker-Kunden immer mehr Premium-Leistungen zu Discount-Preisen an – zum Leidwesen der Werkstatt- und Reparaturbetriebe. Denn diese müssen die immer höheren Kosten für die Bereitstellung von Werkstatt-Ersatzwagen komplett selbst tragen.

Gab es 2019 noch die Möglichkeit, ein Klasse A Fahrzeug für 90,01 Euro zu leasen, müssen Betriebe seit 2023 dafür über 150 Euro kalkulieren. Auch die Verbringungskosten für die Fahrzeuge erhöhten sich seit 2019 drastisch von 300 - 400 Euro auf heute mehr als 650 Euro. Demgegenüber stehen niedrige Stundenverrechnungssätze, hohe Service-Erwartungen und viele unterschiedliche digitale Prozess der Schadenlenker, die ein profitables Geschäft für Werkstattbetriebe immer schwieriger machen. Dazu kommt, dass langwierige Beschaffungsprozesse und Lieferschwierigkeiten bei Ersatzteilen zu längeren Verleihdauern der Ersatzwagen führen. Mit der Folge, dass Werkstätten einen immer größeren Fahrzeugbestand vorhalten und unterhalten sowie unaufhaltsam steigende Kosten bewältigen müssen.

Viele Fachbetriebe wägen deshalb bei einem beschädigten Fahrzeug genau ab, ob es sich um einen rein optischen Schaden handelt oder das Fahrzeug nicht mehr fahrbereit ist. Die Verfügbarkeit eines Ersatzwagens bestimmt dann zusätzlich, wie schnell eine Reparatur erfolgen kann. Für Werkstattkunden führt dies zu deutlich längeren Wartezeiten und einigem Unverständnis. „Kein Kunde versteht, warum er für die Reparatur eines Kotflügels mehrere Wochen warten soll.“, erklärt so der Werkstattbetreiber weiter. „Unsere Betriebe haben aber keine andere Wahl. Wir können uns nicht einfach so auf eigene Kosten eine Ersatzwagen-Flotte auf den Hof stellen. Zeitgleich werden Werkstätten, die die Bezahlung von Ersatzwagen einfordern, von Schadenlenkern boykottiert. Das geht zuweilen so weit, dass Versicherer hoch qualifizierte, freie Instandsetzungsbetriebe durch unqualifizierte Betriebe ersetzen. Dieses Vorgehen mindert massiv das Ansehen und den Qualitätsstandard unserer gesamten Branche.“

Die Werkstatt-Werte-Union e.V. fordert deshalb, die kostenlose Bereitstellung von Werkstatt-Ersatzwagen zu beenden. Fachbetriebe müssen die Möglichkeit haben, Ersatzwagen adäquat und fair abrechnen zu können. Sowohl die Wartungs- als auch Leasingkosten der Werkstatt-Ersatzfahrzeuge müssen erstattet werden. Hier ist dringend Handlung gefragt und Aufklärungsarbeit zu leisten!

Es ist an der Zeit, mit dieser Praxis Schluss zu machen. Denn der übertriebene und oftmals unnötige Service ist nicht nur für die Fachbetriebe, sondern auch im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes nachteilig und wenig nachhaltig. So könnten einige Schadstoffemissionen bei Verzicht der Kunden auf ein Ersatzfahrzeug und einem kurzfristigen Umstieg auf andere Verkehrsmittel eingespart werden.

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